Sonntag, 11. März 2012

Ersatz-Großfamilie (kleiner Rückblick)

Wir sind eine Einkind-Familie. Kein näheres Familienmitglied aus unserer Generation hat Kinder. Aus verschiedenen Gründen ist es auch absehbar, daß da vermutlich in ihrer Generation nicht noch was nachkommt.
Es ist aber sicher nicht artgerecht, wenn ein kleiner Mensch ohne größere Kontakte zu anderen kleinen Menschen aufwächst. Wie gut daß man bei meinem Mann in der Firma Plätze in einer Ersatz-Großfamilie mieten kann.
Weil das mit dem Fremdeln schon ab 6 Monaten losgehen kann und weil ich Anfang Januar wieder anfangen wollte, zu arbeiten haben wir sehr früh angefangen mit der Eingewöhnung: Anfang November, da war sie gerade fünf Monate alt.

Da waren wir also, Kind und ich. Am ersten Tag sollten wir erst mal eine Stunde zusehen, wobei mein Kind dann auch schon kurze Zeit bei der Erzieherin auf dem Arm war. Der Trubel war ein wenig ungewohnt - aber prima! Endlich andere Kinder! Alle natürlich älter, auf einmal wirken solche Kleinkinder auf mich schon so erwachsen - Perspektivenwechsel. Nette andere Erwachsene, die sich für sie interessieren und sie herumtragen. Auch gut!


Ich hatte ein wenig ein schlechtes Gewissen (nein, nicht wegen "Kind loswerden") wir hatten vorher schon ein kleines bischen rumgeschnieft (aber so viel Zeit war ja auch nicht für Eingewöhnung mit möglichen Pannen, und so schlimm war es auch nicht). Das schlechte Gewissen legte sich sofort. In "der Einrichtung" hustete und schniefte fast jeder klein und groß. Und die zwei Kinder mit den tiefsten Augenringen und dem schönsten Husten interessierten sich besonders für mein Kind!


Die Eingewöhnung lief gut. Am zweiten Tag wurde ich schon mal kurz rausgeschickt, am dritten Tag gleich ...  allmählich wurde verlängert, ich blieb in der Nähe auf Abruf. Eine Muttermilchmahlzeit gabs dann mal vorzeitig "auf deutliche Anfrage", dannach wurden aber auch in der Kinderkrippe Löffelmahlzeiten eingeführt und klappten gut. Ganze Vormittage ohne Kind, wie ungewohnt. Beinahe ... frei?

Die Löffelmahlzeiten in der Krippe klappten bald noch besser als zu Hause. Futter-Konkurenz, meinte die Erzieherin :-).

Wenn man sie morgens hinbringt, merkt man, wie sie sich freut. An den Wochenenden merkt man, dass die Action und die anderen Kinder fehlen. Die Ersatzgroßfamilie ist halt nur in der Woche da - aber gut dass es sie gibt!

Mitte der dritten Woche wurden wir wieder heimgeschickt - die Hauptbezugsperson und noch jemand war krank, die Praktikantin war in der Schule.

Und dann hat die Erkältung auch bei uns zugeschlagen. Fieber bis zu 39°C hatte das Kind, da blieb sie erst mal zu Hause. "Aus ärztlicher Sicht ist eine Kinderkrippe sehr zu befürworten.  Gutes Training für das Imunsystem" meinte der Kinderarzt pragmatisch. Er hatte nicht erwähnt, wessen Imunsystem da alles trainiert wird...

Bis in den Januar rein hatten wir alle drei abwechselnd diese (oder mehrere?) Erkältung. Schnupfen, Husten (nein, da muss der Beckenboden noch nicht halten, meinte meine Ärztin, da muss ich mir noch keine Sorgen machen), viel viel Schleim. Uargh, der war hartnäckig.

Nach einer Woche krank war unser Kind wieder fit genug für die Kinderkrippe. Ich noch nicht - aber die Eingewöhnung war eigentlich schon fertig, deswegen sind Mann und Kind dann alleine hingefahren. Und Mittags dann wieder nach Hause gefahren. Hat gut geklappt. Dann wurde verlängert - Mittagsschlaf noch dort, dass klappte besser als zu Hause. (Der Nachtschlaf funktioniert bei uns schon seit Monaten gut, aber tagsüber war es nicht sehr regelmäßig bei uns zu Hause).

Mein Mann konnte also etwas länger arbeiten (er macht verlängerte Elternzeit dafür halbtags. Nein, lohnt sich finanziell nicht, ausser man verdient sehr wenig. Hatten wir falsch interpretiert, das blöde Gesetz.)

Ich wollte eigentlich mal wieder schwimmen gehen. Oder einkaufen. Oder endlich das Kinderzimmer vorbereiten (zwei Arbeitszimmer zusammenziehen, vorher viel wegwerfen, dann Kinderzimmer einrichten). Ging nicht, war zu krank. Die meisten Mittel sind zumindest bedenklich, wenn man noch stillt. Ausser Milch mit Honig (für die Mutter, kein Honig fürs Kind) geht fast nichts, meinte meine Ärztin vorsichtig. Kann abstillende Wirkung haben, dewegen kein Salbei, keine Minze, kein Menthol und vieles mehr. Antibiotika gegen die festsitzende Nebenhöhlenentzündung kann im schlechten Fall die Darmflora des Kindes beeinträchtigen. Im Januar hab ich es dann doch bekommen, zum Glück ohne Nebenwirkungen bei allen Beteiligten, ausser dass ich endlich gesund wurde.

Über Weihnachten war die Krippe zwei Wochen zu. Im Januar war mein  erster Arbeitstag - und der erste Tag wieder in der Krippe.

Spannend? Entspannend! Für alle. Keine Probleme beim Kind (und sie hat sich sehr gefreut). Keine Probleme bei mir. Ach war das schön mal wieder was schönes für die Firma zu arbeiten (ich hatte meine Arbeit sehr vermisst, ich böse Rabenmutter ;-)).

Mein Mann und ich sind jetzt im Moment beide also Teilzeitkräfte. Er vormittags. Ich einzelne Tage in der Woche. Nach dem Frühling läuft seine Teilzeit-Elternzeit aus - ab da müssen wir neu disponieren. Ich glaube, wir werden beide nicht Vollzeit arbeiten die nächste Zeit, wenn irgend möglich. So ist das ganze schön ausgewogen - und es bleibt Zeit für Familie, für Beruf und auch mal für einen selber.

1 Kommentar:

  1. Oh, das war schön, die Tage der Kita-Eingewöhnung bevor die Arbeit wieder losging. Letzte Tage in Freiheit, vormittags kein Kind - da erholt man sich doch selbst von Krankheit besser, wenn man neben Genesung wenigstens ein paar Stunden nicht für Kleinkindbespaßung zuständig ist, oder?

    Na ja, und Elternzeit hat nicht nur finanzielle Vorteile, gibt ja auch Kündigungsschutz und dass man eben schneller mal in Teilzeit rutschen kann ohne dass gleich ein ganzer Vertrag geändert werden muss - geht den meisten Frauen vermutlich nicht anders als Deinem Mann :-)

    Und Krankheiten, danke, dass Du darüber schreibst. Eigentlich dachte ich, nach zwei Kindern sei ich immun. Aber nein, kommt eine neue Kinderkrippe, kommen neue Virenstämme ins Haus, die mich diesen Winter ziemlich oft ausknocken...

    AntwortenLöschen

Kommentieren darf jeder mit OpenID- oder Google-Konto. Kommentare zu Artikeln älter als 3 Tagen müssen von mir freigeschaltet werden.