Dienstag, 20. März 2012

Warentest: Unser Kinderwagen "Bugaboo Chameleon" (Teil 1 - mit Babywanne)

Hier ein kleiner Kinderwagen-Praxisbericht - für zukünftige Eltern, die noch keinen Kinderwagen haben. Hinweis: Dieser Test ist vollkommen ungesponsort, subjektiv und genau nur für uns zutreffend. Your mileage may vary, wie es so schön heisst. (Aufruf an andere Elternblogger: Schreibt doch  auch einen Kinderwagentest, dann gibt es für Neueltern vielleicht noch mehr Vergleichsmöglichkeiten und vor allem Ideen, warauf sie achten wollen. Unten Links auf andere gebloggte Kinderwagentests)


Kinderwagen im Vergleich:
Links "Brio Go",
rechts "Bugaboo Chameleon"

Vor ca. einem Jahr wurde es langsam Zeit sich um Babyausstattung zu kümmern. Wichtig dabei auch: Wie transportiert man das neue Familienmitglied? Die meisten Familien in Mitteleuropa verwenden dafür zumindest zeitweise auch einen Kinderwagen.

Kriterien die uns damals schon bewusst waren: Muss ins Auto passen (kleiner Kofferraum), halbwegs geländetauglich (matschige Parkwege, Schnee), Umbaubar zum "Sportwagen", Regenschutz, nicht zu schwer (mit Kind treppauf tragbar).

Die Auswahl ist groß, allerdings hatten wir uns noch gar nicht so sehr damit beschäftigt, als uns gebraucht aus erster Hand (und für dieses "In-Model" eher günstig) von Bekannten ein "Bugaboo Chameleon"  angeboten wurde. Den wir dann auch gekauft haben, denn unsere (damals noch nicht gut recherchierten) Kriterien hatte der schon mal erfüllt. Unser Bugaboo wurde vermutlich 2009 neu erworben (eventuelle Produktänderungen seit dieser Zeit sind also nicht berücksichtigt).

  • Klein zusammenfalten für den Transport: Wenn man es mal raushat ganz einfach. Um den Kinderwagen in einer A-Klasse unterzubringen (kleiner haben wir bisher nicht probiert) muss man: Die Babywanne abnehmen, den Griff auf die richtige Seite schwenken, die Räder auf eine Seite schwenken (wenn man das nicht richtig macht, leert sich hier gerne der Unterkorb), den Griff reinschieben und noch weiter runterklappen. Man kann auch noch die Räder entfernen, ist in unserem Kofferraum aber nicht nötig.
  • Geländegängig und stadtflink: Der Bugaboo hat auf der einen Seite große spurtreue luftgepolsterte Räder und auf der anderen Seite kleine harte bewegliche Räder (mit Federung). Man kann den Griff beliebig schwenken, so dass die großen oder die kleinen Räder vorne sind. Sitz oder Schale kann man sehr einfach auch in zwei Richtungen aufstecken, so  daß das Kind einen ansehen kann (am Anfang empfohlen) oder nach vorne sehen kann. Wenn die kleinen Räder vorne sind, kann man den Kinderwagen sehr zielsicher um die kleinsten Radien schieben (und fast auf der Stelle drehen). Mit den großen Rädern vorne bleibt man dafür nicht so leicht an Hindernissen wie Wurzeln o.ä. hängen. Was wir erst spät rausgefunden haben: Im Gelände kann man die kleinen Räder feststellen, denn sonst ist man mit den großen Rädern vorne nicht sehr spurstabil unterwegs (das hatten wir erst ziemlich spät rausgefunden. Vielleicht hätten wir uns den Video auf der mitgelieferten DVD doch mal ansehen sollen). Die kleinen Räder kann man für noch größere Geländegängigkeit (oder für viel Schnee) mit einem optional erhältlichen Radsatz austauschen, der war bei unserem Exemplar nicht dabei, hätte man aber (für eher viel Geld) nachkaufen können.
  • Umbaubar zum Sportwagen. Naja, macht man ja nicht so häufig ... am Anfang mussten wir den Sportwagenaufsatz zur Babywanne umbauen. Da unser Kind sich jetzt endlich auch selber aufsetzen kann, wechseln wir wieder in den Sportwagen-Modus. Funktioniert, ist aber nicht in 5 Minuten getan. Bei diesem dritten Umbau hat sich leider eine Öse aus einem Gurt gelöst, nach einem groben Zangeneinsatz ist die wieder so halbwegs fest und für die Konstruktion auch nicht komplett unverzichtbar (doch schön ist anders). Sonst muss man nur diverse Teile gezielt zusammenstecken und mit Klettverschlussbändern am Rahmen befestigen. Die ganze Konstruktion wirkt solide und hat für mich ein wenig die Anmutung wie ein "besseres Sportgerät".
  • Babywanne abnehmbar. Die Babywanne kann man ganz einfach vom Fahrgestell abnehmen und am "Überrollbügel" wie einen Korb tragen. Das ist dann praktisch, wenn man den Kinderwagen nicht komplett Treppen rauftragen kann oder will, oder wenn die Räder nass oder matschig sind und erst trocknen sollen. Am Anfang hatten wir bei Besuchen häufig die Babywanne als (sehr kleines) Bettchen dabei - da war unser Kind dann schön geborgen und konnte gut drin schlafen. Es gibt andere Kinderwägen, bei denen diese Sache meiner Meinung nach noch schöner gelöst ist: Das Oberteil lässt sich dort dann als richtige Babytasche abnehmen und an Schulterriemen noch besser tragen.
  • Regenschutz: So häufig waren wir bei richtigem Schietwetter nicht unterwegs, aber der dazugehörige Regenschutz ist (zumindest im Babywannen-Modus) halbwegs einfach montierbar und hält den Passagier trocken (den Fahrer natürlich nicht ;-) )
  • Sicherheit: Am Griff ist eine Handschlaufe, damit sich der Kinderwagen ohne Fahrer nicht selbstständig machen kann (für unsere eher ebene Gegend war das nicht so nötig). An Sicherheit im Straßenverkehr hat der Hersteller leider weniger gedacht: Am Kinderwagen gibt es keinen einzigen  Reflektor, die haben wir dann nachgerüstet (billige LED+Reflektorbänder aus dem Drogeriemarkt hingefriemelt). Beleuchtung oder zumindest Reflektoren finde ich wichtig, ich hätte als Radler auf einer Nebenstrecke ohne Fußweg schon mal fast einen komplett unbeleuchten Kinderwagen "mitgenommen". Deswegen: wo nicht vorhanden, nachrüsten! (Und wenn der Fahrer sich dann auch noch mit Reflektoren oder farbenfroherer Außenbekleidung sichert, schadet es auch nicht).
  • Waschbar: Nahezu alle Stoffteile sind in der Waschmaschine waschbar (der Sitz des Sportwagens angeblich auch, allerdings hatte ich darauf verzichtet, weil ich die darin befindlichen Streben nicht entfernen konnte. Der Teil ist dann aber unproblematisch in der Dusche zu reinigen.)
  • Ergonomie (Fahrer): Wir (170cm und größer) laufen meistens neben dem Kinderwagen (rechte oder linke Hand schiebt), weil der Griff nicht weit genug nach hinten ragt und man sonst leicht auf die hintere Achse tritt. Man kann den Griff natürlich verlängern, aber dann ist er höher aber nicht deutlich weiter weg. Das sollte man wirklich ausprobieren, damit sind wir im Nachhinein nicht zufrieden. Die Babywanne liegt sehr tief, dadurch ist der Schwerpunkt vermutlich weiter unten (gut für die Stabilität), aber man muss sich auch weiter zum Kind runterbeugen. Der "Überrollbügel" vom Korb ist bei "Zuladung" des Kindes eher im Weg, lässt sich aber leicht abnehmen (wenn er nicht klemmt). Man kann den Kinderwagen im Prinzip auch ohne den "Überrollbügel" fahren (zumindest mit Babywanne), aber bei uns hängt dort die Kinderwagenkette, ohne die der kleine Greifling viel weniger Spass hat. 
  • Ergonomie (Passagier): Luftgepolsterte Reifen auf der einen Seite und gefedertes Fahrwerk auf der anderen Seite sorgen dafür, dass nicht jedes Schlagloch ungefiltert beim Passagier ankommen (die meisten Passagiere freuen sich übrigens über leichte Holperstrecken und schlafen dann besonders gut).  Die Sperrholzplatte in der Babywanne ist mit einer leichten aber bequem wirkenden und luftigen Matratze abgedeckt. Der hochklappbare Sonnenschutz muss natürlich entweder mit einem Sonnenschirm (Zubehör von Bugaboo oder billiger von anderen Herstellern) oder mit einem Sonnensegel ergänzt werden (inzwischen haben die regulären Fahrer es auch ganz gut raus, bei Bedarf einfach als Schatten zu wirken.)
  • Transport von Zuladung (Unterkorb): Wo andere Kinderwägen einen Korb haben, hängt beim Bugaboo (an der Hauptachse des Gestänges)  eine unten runde Tasche. Wenn man nicht möchte, dass sie sich beim Zusammenklappen entleert, kann man sie mit einem Zugband schließen. Mittlere Einkäufe oder ein großer Karton Windeln sind bei anderen Kinderwägen komplett im Korb unterzubringen, dass geht hier eher nicht. Hier passt neben "Notwickeltäschen" und Regenschutz höchstens noch eine kleine Tüte Windelnachschub rein. Und unter der niedrig liegenden Babywanne ist die Tasche nicht gut zugänglich. Einkäufe transportieren wir bisher im Rucksack, große Windelkartons wurde bisher hinten zwischen den Griffholmen auf die Babywanne gestellt.
  • Länge: hatten wir vorher nicht gemessen, er läßt sich aber ohne das man etwas wegklappen muß in unseren sehr kleinen Aufzug schmuggeln (<97 cm). Vermutlich ein Vorteil der (für uns nicht so ergonomischen) Griffkonstruktion.
  • Gewicht: erfreulich leicht (habe den Kinderwagen jetzt leider nicht gewogen vor dem Umbau). Wenn ich halbwegs gesund bin, kann hier auch die Mutter Kinderwagen mit Passagier ohne große Mühe einen Treppenabsatz alleine hochtragen.
  • Die Bremse finde ich vor allem im öffentlichen Nahverkehr wichtig. Die Bremse des Bugaboo greift (wenn man sie richtig anzieht) gut an beiden Hinterrädern. Da die Vorderräder flexibel sind, hält das bei stärkeren Beschleunigungen (Bus fährt schwungvoll um die Kurve) leider nicht ausreichend ohne das man noch festhält (kleine Räder feststellen könnte helfen, habe ich aber noch nicht probiert).
  • In-Faktor: Scheint sehr hoch zu sein, als wir den Kinderwagen zu Hause hatten, stellten wir beim rum-googeln fest, dass genau dieses Modell in manchen Großstädten sogar aus dem Hausflur geklaut wird, anderswo wurde über "Yuppie-Väter" gespottet. Bei Neuanschaffung wäre das fast schon ein Grund gegen den Kauf. Wer den Kinderwagen passend zu Schuhfarbe oder Jahreszeit tunen möchte, kann sich auch Sonnenschutz und Verdeck in verschiedenen Farben zum Tauschen kaufen. Hatten unsere Vorbesitzer, deswegen wechseln wir jetzt von der beigen Wintergarderobe auf knallorange und begrüßen damit den Frühling.  
  • Größe des Passagiers. Als uns der Kinderwagen angeboten wurde war der vorherige Passagier noch jünger als 1,5 Jahre, deswegen fragten wir "wieso bietet Ihr uns diesen Wagen jetzt schon an, ist der nicht geeignet für Kinder bis 2 oder 3 Jahre?". Antwort: Kind ist zu groß. Und tatsächlich, unser (zugegeben auch eher groß gewachsenes Kind) wird die Babywanne auch schon sehr knapp. Mal sehen, wie lange der Sportsitz reicht ...
Wir hätten es schlechter treffen können, allerdings ist dieser Kinderwagen auch nicht perfekt. Hätte ich diesen Wagen zum Neupreis im Geschäft gekauft? Ich wäre vermutlich nicht rundum zufrieden (der Preis wäre mir zu hoch für Kompromisse). Vielleicht würden wir auch zu einem anderen Modell greifen (die bestimmt andere Nachteile haben, perfekt gibt es ja nur selten, und nicht jeder hat die selben Kriterien).



Andere Kinderwagentester:

Samstag, 17. März 2012

Stillräume und ein Rant auf Stillkleidung in passender Größe (Rückblick)

"Ist nicht die ganze Welt ein Stillraum? Darf und soll frau überall stillen? Und wenn ja, will sie das überhaupt?" fragt Feminist Mum.

Ich habe jetzt nicht überall immer öffentlich gestillt, weil ich nicht dermaßen viel mit Kind unterwegs war, aber es waren doch ein paar öffentliche Orte.

Im Sommer ein paar mal in einem Café mit Freunden, eine davon auch eine stillende Mutter. Einmal im Hochsommer mitten in der Stadt in einem Brunnenhof. Da war das Kind noch klein und hat sich kaum ablenken lassen, brauchte aber auch spätestens nach 2 Stunden was zum Futtern. Einmal in einem Biergarten. (Bei Freunden und Familie zähle ich jetzt nicht als öffentlich).

Im Auto - zählt das als öffentlich?

In einem Möbelgeschäft in einem "Still- und Wickelraum". Der Sessel in diesem Wickelraum war unbequem und für den Zweck nicht passend. Den hat keine Mutter ausgesucht (und auch sonst keiner, der mal über das Bedürfnis genauer nachgedacht hat). Mein Kind war da allerdings schon sehr leicht abgelenkt, deswegen habe ich mir nicht einfach ein bequemeres Möbelstück in diesem Möbelhaus ausgesucht ...

Je größer sie war, desto leichter ließ sie sich ablenken ("Ich kann den Kopf schon gut bewegen. Oh, toll da passiert etwas Spannendes, lass mich mal schauen ... dafür muss ich jetzt nicht loslassen, oder? Nein, also ein übergelegter Schal, das stört mich jetzt aber wirklich, Mama. Nochmal ankoppeln. Und wieder abkoppeln, und wieder ankoppeln").

Das letzte Mal öffentlich Stillen war bei uns im November. In einer S-Bahn. Kind hatte sich fürchterlich aufgeregt (im Nachhinein war es vermutlich zu warm und wir hatten nicht genug ausgezogen von der Winterkleidung. Und laut war es auch und ungewohnt, auch wenn wir gelegentlich schon S-Bahn gefahren waren). Am Ziel war schon eine Löffel-Fütterung eingeplant. Aber für Gläschen unterwegs war die Aufregung viel zu groß. Und dann hatte ich die Wahl: Kind schreien lassen? Oder doch noch mal auspacken (also erst mal die Mama aus vielen Schichten Winterkleidung um dann das T-Shirt hochzuziehen ...). Hat geholfen gegen das Schreien. Weil es nicht wirklich eingeplant war, war es leider auch öffentlicher als ich mir das jetzt so ausgesucht hätte. Die anderen Passagiere waren glaube ich eher froh, dass der Lärm effektiv bekämpft wurde ("die Arme muss jetzt ran, aber sie tut was"). Blickkontakt hatte ich allerdings nur mit einer anderen Frau :-)

Hört man ja immer "Man sieht fast nichts bei passender Stillkleidung."

Ha ja. Das wäre ja schön. Passende Stillkleidung. Stillen verursacht ja bekanntlich größere Oberweiten. Manche Frau freut sich darüber. Schön für sie. Nicht schön für mich, ich hatte vorher eigentlich schon genug (nicht zu viel, aber genug) ... ja, und dann gibt es halt einfach keine Stillkleidung, wenn die Kleidergröße bei Oberteilen mal um 2 Größen größer wie sonst ist. Ich war reichlich verblüfft. Schwangere und Stillende gibt es nicht in etwas größeren Größen, jedenfalls nicht, wenn man den Kleiderproduzenten glaubt. Kleiner Tipp: Wenn Du Oberteile in Größe 42 oder 44 trägst, als Schwangere oder Stillende wird das sicher 46, 48 oder 50 ... werde einfach nicht schwanger, das ist nicht vorgesehen. Wir haben hier nur hippe Schwangere und Stillende bis 44 (maximal 46).

Folglich bestand meine äußere Stillkleidung aus billigen T-Shirts vom Discounter in zwei Größen größer wie sonst (darüber dann Wolljacke oder Fleecejacke, wenn das Wetter es nötig machte), der Latz der alten Schwangerschaftshosen bedeckte wenigstens den Bauch (Hosen von C&A, da darf die angehende Mutter gleich schon Flicken üben, bevor das Kind auf der Welt ist). Denn alle Baby- und Müttermodengeschäfte der Stadt und des Internets (die ich gefunden hatte) hatten nichts passendes (leider verloren, liebe Textilbranche, ich hätte für ein paar ansehnliche Oberteile schon ein paar Euro ausgegeben).

Inzwischen gibts für mein Kind normalerweise (wenn sie nicht krank ist) nur noch morgens und abends Muttermilch. Zuhause. Ohne größere Ablenkung. Naja, jedenfalls nur der Ablenkung, die da eh schon da ist (Mama bewegt sich. Kind niesst. Mama hustet. Kind hustet. Mama niesst. Mama blättert um. Mama hat EINE ZWEITE MILCHQUELLE!). Jetzt hat sie Zähne. Und geschickte Hände mit denen man Greifen und Zwicken kann. Da will ich kein abgelenktes Kind ... (und wenn wir ausser Haus müssten, würden wir es folglich deswegen nur sehr ungern öffentlich tun). Schöne Stillräume, gibts die überhaupt? Ich habe noch keinen gesehen in meiner Stadt. Genauso wie für passende Stillkleidung habe ich zum Glück keinen Bedarf mehr.

Sonntag, 11. März 2012

Ersatz-Großfamilie (kleiner Rückblick)

Wir sind eine Einkind-Familie. Kein näheres Familienmitglied aus unserer Generation hat Kinder. Aus verschiedenen Gründen ist es auch absehbar, daß da vermutlich in ihrer Generation nicht noch was nachkommt.
Es ist aber sicher nicht artgerecht, wenn ein kleiner Mensch ohne größere Kontakte zu anderen kleinen Menschen aufwächst. Wie gut daß man bei meinem Mann in der Firma Plätze in einer Ersatz-Großfamilie mieten kann.
Weil das mit dem Fremdeln schon ab 6 Monaten losgehen kann und weil ich Anfang Januar wieder anfangen wollte, zu arbeiten haben wir sehr früh angefangen mit der Eingewöhnung: Anfang November, da war sie gerade fünf Monate alt.

Da waren wir also, Kind und ich. Am ersten Tag sollten wir erst mal eine Stunde zusehen, wobei mein Kind dann auch schon kurze Zeit bei der Erzieherin auf dem Arm war. Der Trubel war ein wenig ungewohnt - aber prima! Endlich andere Kinder! Alle natürlich älter, auf einmal wirken solche Kleinkinder auf mich schon so erwachsen - Perspektivenwechsel. Nette andere Erwachsene, die sich für sie interessieren und sie herumtragen. Auch gut!


Ich hatte ein wenig ein schlechtes Gewissen (nein, nicht wegen "Kind loswerden") wir hatten vorher schon ein kleines bischen rumgeschnieft (aber so viel Zeit war ja auch nicht für Eingewöhnung mit möglichen Pannen, und so schlimm war es auch nicht). Das schlechte Gewissen legte sich sofort. In "der Einrichtung" hustete und schniefte fast jeder klein und groß. Und die zwei Kinder mit den tiefsten Augenringen und dem schönsten Husten interessierten sich besonders für mein Kind!


Die Eingewöhnung lief gut. Am zweiten Tag wurde ich schon mal kurz rausgeschickt, am dritten Tag gleich ...  allmählich wurde verlängert, ich blieb in der Nähe auf Abruf. Eine Muttermilchmahlzeit gabs dann mal vorzeitig "auf deutliche Anfrage", dannach wurden aber auch in der Kinderkrippe Löffelmahlzeiten eingeführt und klappten gut. Ganze Vormittage ohne Kind, wie ungewohnt. Beinahe ... frei?

Die Löffelmahlzeiten in der Krippe klappten bald noch besser als zu Hause. Futter-Konkurenz, meinte die Erzieherin :-).

Wenn man sie morgens hinbringt, merkt man, wie sie sich freut. An den Wochenenden merkt man, dass die Action und die anderen Kinder fehlen. Die Ersatzgroßfamilie ist halt nur in der Woche da - aber gut dass es sie gibt!

Mitte der dritten Woche wurden wir wieder heimgeschickt - die Hauptbezugsperson und noch jemand war krank, die Praktikantin war in der Schule.

Und dann hat die Erkältung auch bei uns zugeschlagen. Fieber bis zu 39°C hatte das Kind, da blieb sie erst mal zu Hause. "Aus ärztlicher Sicht ist eine Kinderkrippe sehr zu befürworten.  Gutes Training für das Imunsystem" meinte der Kinderarzt pragmatisch. Er hatte nicht erwähnt, wessen Imunsystem da alles trainiert wird...

Bis in den Januar rein hatten wir alle drei abwechselnd diese (oder mehrere?) Erkältung. Schnupfen, Husten (nein, da muss der Beckenboden noch nicht halten, meinte meine Ärztin, da muss ich mir noch keine Sorgen machen), viel viel Schleim. Uargh, der war hartnäckig.

Nach einer Woche krank war unser Kind wieder fit genug für die Kinderkrippe. Ich noch nicht - aber die Eingewöhnung war eigentlich schon fertig, deswegen sind Mann und Kind dann alleine hingefahren. Und Mittags dann wieder nach Hause gefahren. Hat gut geklappt. Dann wurde verlängert - Mittagsschlaf noch dort, dass klappte besser als zu Hause. (Der Nachtschlaf funktioniert bei uns schon seit Monaten gut, aber tagsüber war es nicht sehr regelmäßig bei uns zu Hause).

Mein Mann konnte also etwas länger arbeiten (er macht verlängerte Elternzeit dafür halbtags. Nein, lohnt sich finanziell nicht, ausser man verdient sehr wenig. Hatten wir falsch interpretiert, das blöde Gesetz.)

Ich wollte eigentlich mal wieder schwimmen gehen. Oder einkaufen. Oder endlich das Kinderzimmer vorbereiten (zwei Arbeitszimmer zusammenziehen, vorher viel wegwerfen, dann Kinderzimmer einrichten). Ging nicht, war zu krank. Die meisten Mittel sind zumindest bedenklich, wenn man noch stillt. Ausser Milch mit Honig (für die Mutter, kein Honig fürs Kind) geht fast nichts, meinte meine Ärztin vorsichtig. Kann abstillende Wirkung haben, dewegen kein Salbei, keine Minze, kein Menthol und vieles mehr. Antibiotika gegen die festsitzende Nebenhöhlenentzündung kann im schlechten Fall die Darmflora des Kindes beeinträchtigen. Im Januar hab ich es dann doch bekommen, zum Glück ohne Nebenwirkungen bei allen Beteiligten, ausser dass ich endlich gesund wurde.

Über Weihnachten war die Krippe zwei Wochen zu. Im Januar war mein  erster Arbeitstag - und der erste Tag wieder in der Krippe.

Spannend? Entspannend! Für alle. Keine Probleme beim Kind (und sie hat sich sehr gefreut). Keine Probleme bei mir. Ach war das schön mal wieder was schönes für die Firma zu arbeiten (ich hatte meine Arbeit sehr vermisst, ich böse Rabenmutter ;-)).

Mein Mann und ich sind jetzt im Moment beide also Teilzeitkräfte. Er vormittags. Ich einzelne Tage in der Woche. Nach dem Frühling läuft seine Teilzeit-Elternzeit aus - ab da müssen wir neu disponieren. Ich glaube, wir werden beide nicht Vollzeit arbeiten die nächste Zeit, wenn irgend möglich. So ist das ganze schön ausgewogen - und es bleibt Zeit für Familie, für Beruf und auch mal für einen selber.