Dienstag, 18. Oktober 2011

Anmerkungen und dunkelfeministische Abschweifungen zum Buch "Muttergefühle. Gesamtausgabe"

Rike Drust: Muttergefühle. Gesamtausgabe
Verlag: C. Bertelsmann, 2011
ISBN: 978-3-570-10097-4


Netter kurzweiliger Lesestoff, habe es heute kurz nach Mittag bekommen und mit kurzen Pausen durchgelesen. Vieles finde ich sehr gut getroffen und teilweise sehr lustig geschrieben. Manches kenn ich noch nicht, wir sind ja erst seit viereinhalb Monaten Eltern, Spielplatzbesuche, Trotzalter und vieles mehr warten noch auf uns. Sehr schön der Grundsatz, daß "anders" nicht "falsch" heißt z.B. bei Erziehungsmethoden und Lebensstilen.

Ein Haar in der Suppe finde ich leider schon: Wunschzustand (sowohl anscheinend bei der Autorin als auch bei mir): Beide Eltern kümmern sich gleich viel ums Kind. Im Buch kommt dann aber mindestens zweimal das Argument "der Mann verdient ja mehr" (deswegen arbeitet die Autorin weniger und kümmert sich normalerweise drum, wenn das Kind krank ist, etc.).


Nein, nein, nein, daß lasse ich für mich nicht gelten, schade wenn sich damit heute noch (IMHO viel zu viele) Frauen die Füße auf den Boden nageln lassen ... Oder ist das nur die freundliche Umschreibung für: "Verdammt, ich *als Frau* verdiene so wenig, das ich meine Familie nicht durchbringen könnte". Was natürlich auch heute noch vorkommen kann, auch bei gut gebildeten Frauen und dann schon sehr unfair und ungerecht ist. Das sollte aber keine mehr als selbstverständlich hinnehmen, *kraftwort, zensiert*.

(Werbung: Junge Frauen, geht z.B. in die IT, da verdient ihr nachher mehr.)

Wogegen ich nichts habe: Daß sich alle selbst aussuchen sollen, wieviel Anteile der Familienarbeit sie machen wollen, in fairer Absprache mit dem Partner. Das dies aufrecht und freiwillig passiert und nicht mit beschämten Blick auf den Lohnzettel, das wäre doch schön, Schwestern. Vorher nix von "wir sind doch alle gleichberechtigt" murmeln bitte (nicht missverstehen, da habe ich die Autorin nicht dabei erwischt, aber manche Frau meiner Generation und jünger glauben ja, Feminismus wäre nicht mehr nötig heute).

*murmelte sie zornig in Ihr Blog und entschwand, um das von der 3ten Impfung angeschlagene Kind zu stillen*


Nachtrag (2011-10-27): Rike Drust schreibt auch ein Blog: infemme.twoday.net

Donnerstag, 13. Oktober 2011

Stillpropaganda vs. Realität

Warum ist eigentlich so viel Propaganda fürs Stillen nötig fragte ich mich vor mehr als vier Monaten (das geht nicht nur mir so). Ist ja toll wenn erzählt wird wie es funktioniert und worauf frau achten muss. Aber das Stillen wird dermaßen positiv dargestellt dass ich da gelegentlich schon ein wenig verwundert war.

Meine gesammelten schlechten Erfahrungen nach über vier Monaten: Die Propaganda braucht es, um die Frauen bei der Stange zu halten.
  • Am Anfang schmerzt es sehr (später manchmal auch, Milchstau oder wunde Brustwarzen weil man das Kind zu lange hat trinken lassen, Kind das einem beim Wickeln tritt, BH der drückt ...). Wichtig ist auch die richtige Haltung, ich habe mir am Anfang die Schulter verrissen - im Krankenhaus wurde das nicht richtig gezeigt.
  • Frau kleckert sich und Umgebung mit Milch voll wenn sie keinen BH trägt (welche anfangs alle! drücken). Der Milchspendereflex wird übrigens auch durch Schreien des Kindes aber auch durch Kuscheln mit dem Kind ausgelöst. Weshalb bei uns der Vater viel unverkrampfter mit dem Kind kuscheln kann :-/
  • Milch abpumpen geht bei mir prima, nur die Empfängerin will nix davon wissen die gewonnene Flüssigkeit aus dem Fläschchen zu trinken (gut, schon seit mehr als zwei Wochen nicht mehr probiert).
  • Essen darf man nicht alles, wenn ich nicht aufpasse bekommt mein Kind Blähungen oder einen wunden Hintern (beides sehr aua und mit Geschrei verbunden).
  • mein Genießer-Kind will tagsüber lange trinken - und häufig. Stillprotokoll von gestern:
    • rechts von 0740-0810, 30 Minuten
    • links 0927-0953, 26 Minuten
    • rechts 1111-1141z, 30 Minuten (das z steht für „Zwangstrennung“(wie beim DSL-Provider), wenn ich nach mehr als einer halben Stunde glaube, das mein Milchvampir nur noch zum Vergnügen nuckelt und mir die Andockstelle langsam doch weh tut. Wenn sie danach noch nach mehr verlangt, gibt es die andere Seite)
    • links 1241-1301, 20 Minuten, danach hat sie bis ca 1530 geschlafen
    • rechts 1555-1626, 31 Minuten
    • links 1742-1812z, 30 Minuten
    • rechts 1919-1958, 39 Minuten
    • links 2106-2140z, 34 Minuten
    • rechts 2243-2313z, 30 Minuten
    Es hilft mir, das aufzuschreiben - da weis man wenigstens was man den ganzen Tag so gemacht hat und warum man zu sonst kaum was kommt (Blogs lesen oder schreiben gilt nicht, das mache ich größtenteils während dem Stillen). Gelegentlich muss ich ja auch Wäsche waschen, selbst etwas essen (und dafür kochen), duschen...
Würde ich es nochmal tun? Keine Ahnung. Vermutlich ja, aber ich würde viel früher eine "Stillverwirrung" in Kauf nehmen und parallel mit dem Fläschchen üben.

Was dann schon faszinierend ist, festzustellen wie schwer die nassen Windeln sind. Und wie sehr das Kind gewachsen ist. Alles aus dieser Milch die sie bei mir abzapft. Aber trotzdem: wir fangen gerade mit Beikost an. Von zwei bis drei Teelöffeln Karottenbrei wird mein Kind zwar noch nicht satt, aber das wird schon noch ...


    Dienstag, 4. Oktober 2011

    Re: Projektanfrage

    "Hallo X,
    danke für die interessante Anfrage. Da ich aber kein
    Freiberufler bin, die Firma für die ich arbeite einen eher anderen
    Schwerpunkt hat und ich noch dazu bis Januar in Elternzeit bin,
    kann ich an dem Projekt leider nicht teilnehmen."

    Naja, in den Fingern juckt's ja schon gelegentlich, wenn bei mir solche Anfragen hereinkommen. Aber als Freiberufler müsste man sich deutlich mehr mit kaufmännischen Details herumschlagen, als ich Spaß daran hätte.

    Und zur Zeit bin ich schon froh, wenn ich es schaffe ein paar Fotos von unserem jüngstem Familienmitglied hochzuladen. Auch Duschen und Mittagessen sind schon kleine Projekte, mal ganz abgesehen von mittelprächtigen Logistikunternehmungen wie "wir fahren jetzt alle mal zum Babyschwimmen" (welches ausgefallen ist wg. Betriebsversammlung. Die nicht auf der Webseite angekündigt war. *grummel*).

    Freitag, 9. September 2011

    Freizeit? Bereitschaft ...

    Auch wenn das bei manchen Medizin-Berufen nicht so ist, normalerweise gilt Bereitschaft nicht als Freizeit.
    Bevor ich schwanger war, hatte ich als IT-ler gelegentlich Rufbereitschaft. Voraussetzung: Mobiltelefon dabei, Computer mit Internetanschluss (und VPN) in der Nähe. Bei Anruf eines Kunden oder SMS des Monitoringsystems musste man eingreifen. Wenn man Bereitschaft hat, muß die eigene Ausrüstung immer funktionieren (Mobiltelefone, die nur so tun, als ob sind da z.B. so ein fieser Klassiker). Ladegeräte dabei, keine Kernelupdates am Computer, Funklöcher vermeiden, Familienmitglieder informiert (wenn da jemand anruft, muss ich im Nebenraum verschwinden und bin erst mal nicht verfügbar). Bereitschaft kann manchmal (wenn nicht gerade an einer schlecht dokumentierten Uraltmaschine etwas kaputt geht, das Ding von 17 Kunden benutzt wird und man selbst das System kaum kennt) recht entspannt sein, aber es ist keine Freizeit. Manche Sachen gingen nicht - z.B. ins Schwimmbad kann man seine kleine IT-Ausrüstung dann doch schlecht mitnehmen (und den Kunden am Telefon auch nicht verstehen, wenn man es geschafft hat das ganze Equipment trocken zu halten). Eine Bootstour mit der Aussicht, nicht in einer halben Stunde das Ufer zu erreichen - nicht möglich.
    Bereitschaft hieß aber nur: Reparieren was kaputt geht, kein Regelbetrieb. D.h. häufig war auch mal gar nichts los, dann bekam man einen Bonus dafür, dass man seine elektronische Fußfessel mitschleppte und sonst sein Leben mit kleinen Einschränkungen leben konnte.
    Frischgebackene Eltern sind immer in Bereitschaft. 24x7 - 24 Stunden, 7 Tage die Woche. Kind braucht was zum Futtern, eine frische Windel, eine Einheit Bekuschelung, etwas Massage für den Bauch, eine Runde rumtragen. Ein paar Maßnahmen sind absehbar und mehr oder weniger regelmäßig: wenn das Kind nichts mehr Trinken würde oder keine Windel braucht, wäre das Anlass zur höchsten Besorgnis ...
    Im Beruf kam immer mal jemand anderes dran mit der Bereitschaft. Das hatten wir als Eltern auch vor. Und die Großeltern sollten auch mal dürfen.
    Da gibt es nur einen kleinen Pferdefuss: Unser Kind, fast vier Monate alt, trinkt immer noch nur die Originalflüssigkeit in Originaldarreichungsform. Keine Fläschchen. Damit ist die Sache mit dem Delegieren für mich leider nur teilweise machbar. Dauer-Fütter-Bereitschaft.
    Die Pausen zwischen den Mahlzeiten sind tagsüber manchmal nur eine Stunde, das dehnt sich aber aus auf bis zu vier Stunden (die Tendenz zu gelegentlich größeren Pausen wäre erfreulich und alterstypisch). Sie ist jetzt fast 4 Monate alt und schläft schon erfreulich lange in der Nacht.
    Mein Mann kann schon mal ein paar Stunden oder demnächst auch ein paar Tage weg (wickeln kann man delegieren), ich leider nicht. Vorerst. Die Biologie ist unfair!
    Immerhin ist mir mein Bereitschaftsbonus (Elterngeld) überwiesen worden. Im Monat  ca. so viel wie ich früher für 3 Wochen bekommen hätte ... (Bereitschaftsgeld, Lohn gabs extra)

    Donnerstag, 8. September 2011

    Equally Shared Parenting (die Theorie)

    "Nur" Mutter? Hausmann? Rabeneltern die ihr Kind abschieben? Wollten wir alles nicht sein ... aber muss man auf Familie verzichten, wenn man sich nicht in eine dieser Schubladen stecken lassen will?

    Unser Plan: wir teilen uns das auf, "Equally Shared Parenting".

    Gleich aufgeteilte Elternschaft? Dieser schöne amerikanische Begriff, zu dem es natürlich auch ein Blog und ein (IMHO ganz gutes) Buch gibt, ist schwer zu übersetzen.

    Das Konzept: Beide Eltern investieren die selbe Zeit in das "Eltern sein", in Hausarbeit und in ihr Erwerbsleben. So können beide einen Anker im Berufsleben behalten ohne darauf zu verzichten, das Aufwachsen ihrer Kinder zu verpassen.

    Einmal ist es natürlich sicherer wenn beide im Beruf bleiben. Wenn keiner aus dem Beruf aussteigt, kann jeder im Notfall die Familie alleine versorgen. Nach längerer Familienpause ist ein Neueinstieg schwierig und die Bezahlung ist meistens viel schlechter. Und wenn sich nach der Familiengründung einer in den Beruf zurückzieht und der andere nur noch Familienthemen um sich hat, wächst auch die Gefahr, sich auseinanderzuleben.

    Jedenfalls ist es schön, einen Begriff für unseren Plan zu haben.

    Der Plan: beide machen gleich viel Elternzeit. Er die ersten drei Monate voll, danach halbtags acht Monate. Sie die ersten sieben Monate voll (stillen lässt sich schlechter delegieren). Im fünften oder sechsten Monat fangen wir an, das Kind an die Kindertagesstätte zu gewöhnen. Und testen dabei, wie viel Zeit wir für die Familie brauchen. Und arbeiten dann beide erst mal Teilzeit - wie viele Stunden? Mal sehen. Hängt vom Kind ab.

    Pluspunkte: Zwei entschlossene Eltern, zwei hilfsbereite Großeltern die in der Nähe wohnen und ein Platz in einer firmeneigenen Kindertagesstätte. Arbeit und Arbeitgeber erlauben flexible Arbeitszeiten und zum Teil auch Homeoffice. Bei der Jagd nach Staubratten hilft eine Putzfrau.

    Ob das gelingt? Fragt uns in zwanzig Jahren - oder verfolgt dieses Blog :-)

    Mittwoch, 24. August 2011

    Gewohnheitskind

    11 Wochen alt.

    Und weiß genau, was sie will: Muttermilch, wohltemperiert, bitte nur in der Originalverpackung. Andere Darreichungsform (Fläschchen mit Originalflüssigkeit oder auch Fertignahrung) werden bisher lauthals verweigert - und wenn das dann zu anstrengend war, schläft das hungrige Kind lieber ein. Da wir bisher Bedenken hatten, mehr als eine Mahlzeit auszulassen, haben wir das jetzt noch nicht versucht zu erzwingen.

    Das klang dann in der Stillpropaganda doch einfacher - abpumpen, und dann können Vater oder Oma auch mal füttern. Und die Mutter darf sich auch mal länger als eineinhalb Stunden vom Kind entfernen. Nicht mit unserem Kind (auch manch anderes Kind ist da wohl so wählerisch, wie wir inzwischen erfahren durften).

    Neulich der erste Versuch endlich mal wieder schwimmen zu gehen: gleich nach dem Stillen Badeanzug und Handtuch gepackt, Kind beim Vater gelassen, schnell mal ins Freibad. Auf die Idee waren leider alle andern Stadtbewohner auch gekommen: Die Schlange war so lang, dass der Ausflug absehbar zu lange gedauert hätte, bin sehr frustriert nach Hause gefahren.

    Gestern dann der erste Ausflug an einen Badesee, Oma + Vater, Mutter, Kind. Während Oma und Mutter dann Schwimmen waren hat der Vater ein paar Runden mit dem Kinderwagen gedreht. Die Mutter (schwomm mit häufigem Blick auf die Uhr) wurde dann schon lautstark erwartet, als sie endlich wieder aus dem Wasser kam. Allerdings erst mal als Futterquelle auch lautstark abgelehnt - das ist nicht meine Mutter, das ist ja viel zu kalt. Ein Windelwechsel später war das Kind dann zum Glück etwas toleranter und die Milchquelle auch schon etwas aufgewärmt.

    Der Vater kam schon wieder aus dem Wasser (ihm war es zu kalt :-) ), da war sie immer noch am Trinken. Das erste mal Open Air. Schön wars.

    Montag, 22. August 2011

    Parent ID

    Parent ID (lang: Parent Process ID, kurz: PPID):
    "In computing, a parent process is a process that has created one or more child processes." (Wikipedia: Parent Process)
    The process identifier (normally referred to as the process ID or just PID) is a number used by most operating system kernels (such as that of UNIX, Mac OS X or Microsoft Windows) to (temporarily) uniquely identify a process. (WP: Process ID) 

    Unser Child-Process ist jetzt zweieinhalb Monate alt, und will jetzt sofort wieder etwas zu trinken haben, daher später mehr ...